Bruch am Heckrahmen VFR 800 V-Tec

  • Zum Ende des 20-jährigen Modell-Jubiläums der VFR 800 V-Tec (2002-2022) heute diese nachfolgende Technik-Information.

    Thema: Bruch am Heckrahmen

    Publik geworden ist die Problematik spätestens seit dem 50.000 km-Langestreckentest der Zeitschrift MOTORRAD, Heft 17, August 2003.

    Ausgebrochen waren dabei die Gewinde an der Unterseite des Heckrahmens, an der der Spritzschutz und somit das Kennzeichen befestigt wird. Bis zu dem vorgenannten Termin wurden bereits komplette Heckrahmen über HONDA-Vertragshändler auf Garantie gewechselt. Die ersetzenden Heckrahmen waren aber bis dahin konstruktiv unverändert.

    Nach unserem technischen Verständnis war es nur eine Frage der Zeit, wann auch hier der gleiche Schaden auftritt, da die Ursache nicht beseitigt war. Da wir nicht Fahrzeughersteller waren, war es rechtlich nicht zulässig, dass wir an dem Heckrahmen schweißen oder den Heckrahmen durchbohren, um dann eine entsprechende Verstärkung zu verschrauben. Somit blieb als Lösung ein schraubbare, in der Höhe verstellbare Vorrichtung, mit der man die untere Fläche des Rechteckrohrs des Heckrahmens gegen die obere Fläche abstützen konnte. Abbildung 1 zeigt links im Bild den ersten Prototyp aus Aluminium, daneben den zweiten Prototyp aus Stahl. Abbildung 2 zeigt den Prototyp montiert. Mit den danach in Serie gefertigten Verstärkungen belieferten wir eine Reihe von HONDA-Vertragshändler, die dann vorsorglich Kundenfahrzeuge damit nachrüsteten um dem geschilderten Schaden vorzubeugen. In der Abbildung 2 ist die Deformation an der Unterseite des Heckrahmens deutlich sichtbar, bei einer Laufleistung der VFR von nur 6000 km. HONDA Deutschland hatte natürlich mittlerweile auch Information darüber, dass wir bereits eine technische Lösung für dieses dringende Thema hatten. Und dies natürlich vor dem Hintergrund, eine Flut von Schäden zu vermeiden. Die Dringlichkeit der Situation nahm man dann auch zum Anlass, einen Mitarbeiter des Importeurs in unser damaliges Ladengeschäft zu beordern und um eine von uns nachgerüstete VFR in Augenschein zu nehmen. Etwa 10 Wochen nach unser Publikation auf der Homepage des VFR Owners Club Deutschland (http://www.vfr-oc.de/) startete HONDA-Deutschland eine Rückrufaktion für die bis dahin ausgelieferten V-Tec-Modelle zur Verstärkung des Heckrahmens. Als Hersteller konnte HONDA natürlich – im Gegensatz zu uns – den Heckrahmen durchbohren und eine geschraubte Verstärkung anbringen (Abbildung 3 und 4).

    In dem uns vorliegenden Händleranschreiben wird die Nachrüstung empfohlen, da bei „schlechter Wegstrecke“ die Schäden auftreten können. Diese Auffassung teilten und teilen wir nicht. Der Schaden entstand durch Schwingungen des Spritzschutzes bzw. Kennzeichenhalters, die auf den beiden Haltepunkten (eingeschweißte Gewindebuchsen) einwirkten. Selbst bei guten Straßenverhältnissen traten hochfrequente Schwingungen an dem Spritzschutz auf. Dies haben wir durch eigene Beobachtungsfahrten mit einem hinter herfahrenden Motorrad bei zügiger Reisegeschwindigkeit von ca. 160 km/h auf der Autobahn festgestellt. Nicht aufgetreten sind die Schwingungen bei einem montierten Kofferträger, da die Haltepunkte auf verschiedenen Achsen lagen und es somit nicht zu dem Kipp-Effekt kam, wie bei den beiden neben einander liegenden Haltepunkten.

    Wie in Deutschland kam es auch in anderen Ländern zu einer entsprechenden Rückrufaktion. Parallel dazu hat HONDA dann in der laufenden Produktion die Heckrahmen geändert und in das Rechteck-Rahmenrohr zur Verstärkung ein Knotenblech eingeschweißt. Somit wurde die untere Fläche stabilisiert (Abbildung 5).

    Gruß

    Gerhard Thurn

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