Meine erste große Fahrt … in die Schweiz

  • Wie einige von euch wissen, letztes Jahr bin ich als Fahranfänger alleine entspannt über die A2 von Berlin bis Mönchengladbach zu meiner Schwester getourt, ich glaube am wärmsten Tag des Jahres.

    Nun hab ich Urlaub in den letzten 2 Wochen des Julis und plane eine entspannte 3 bis 4-Tages-Anfahrt von Berlin über Landstraßen (Leipzig - Hof - Nürnberg - Bodensee - Liechtenstein - Chur - Pässe - Furkapass) nach Brig / Schweiz (ca. 1.000 km). Dort für max. 5 Tage bei einem Freund und dessen Familie unterkommen. Ob ich den gleichen Weg nach Hause nehme, hängt viel vom Wetter und dem Verlauf der Anfahrt selbst ab.

    Ich fahre „leider“ wieder alleine und bin für jeden Ratschlag dankbar.

    Was ich schon gecheckt habe …
    Personalausweis reicht für die Schweiz und Liechtenstein
    Pannenhilfe über den ADAC (werde dennoch Pannenset mitnehmen) und Nr. gleich noch ins Handy speichern
    Warnweste
    Verbandskasten - wohl keine Pflicht in der Schweiz
    Versicherungen: Unfall-, Auslandskranken- und Verkehrsrechtsschutz (meinte die freundliche Dame vom ADAC am Telefon) wird Montag mit der Hausversicherung geklärt.
    Hab ich gelesen "Werkzeug für die Urlaubstour" - Board-Werkzeug reicht wohl, da ich am Ende doch technisch total unbegabt bin ?(
    Kettenspray
    Vignette unnötig - fahre keine Autobahn in der Schweiz
    Route plane ich über Falk und werde mir diese auszudrucken, Etappen mache ich dann über die App. Roaming / Telekom ist geklärt.
    Übernachtung suche ich mir spontan, es sei denn, jemand kann etwas empfehlen? Denke Nähe Hof und Bodensee werde ich übernachten.
    Währung: Da ich bei der DKB bin, kann ich im Ausland ggf. Bargeld ohne Gebühren abheben, Kurswechsel kostet meiner Erinnerung nach etwas (2012 war ich mit dem Zug dort).
    Bekleidung nach Allwetterlage ist klar / Regenkombi etc.
    Autoverlad als Option ohne eine Fahrt über den Furkapass hab ich nachgeschaut
    Geschwindigkeitsüberschreitungen in der Schweiz sind teuer :saint:

    Was fällt euch noch ein?

    PS: Lieber Basler, du hast eine PN :love: Hab da noch ein paar echt doofe Fragen.

  • Hallo Nanci

    Schau doch hier mal rein:

    http://www.motofun.ch/titel_transit.html

    Ich würde die innerschweizer Pässe berücksichtigen. Furka, Grimsel, Susten. Nufenen ist auch noch cool zu fahren. Den Gotthard würde ich auch fahren, dort die "Tremola" (alte Strasse mit Kopfsteinpflaster)

    Da ich in Liechtenstein beheimatet bin kann ich schauen, je nach Datum deiner Anreise, Wetter und ob ich freimachen kann im Büro, ob ich dich bis ins Wallis begleiten kann.

    Kannst dich also noch kurz melden.

    Gruss
    Mario

  • Tja sehr gut vorbereitet!
    Was mir noch einfällt, den Zweitschlüssel mit einpacken!
    Tagestouren nicht zu hoch stecken, denn so 280 km nur in den Bergen ist was ganz anderes!
    Hotels, tja die suche auch auf den Weg! Hat fast immer geklappt...fast... es sei denn man fährt eine Woche vor der Tour de France... ;)

    Wünsche dir viel Spaß!
    Ach ja und doofe Fragen gibt es nicht,nur doofe Antworten.

    Munter bleiben!

    Bernd

    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben etwas Spiel ;)

  • Wir müssen ehrlich sein. Das Preisniveau ist nun halt wirklich höher als in D oder AUT.

    Ich würde empfehlen (wenn in die Brieftasche geschaut werden muss) in Lindau oder Österreich einen Stopp einzulegen. Von da, oneway ins Wallis ist tip top machbar. Wenn ich mit Kollegen eine Pässetour mache sind 500km locker drin. Nur wir gucken natürlich nicht mehr gross links und rechts da wir die Gegenden schon kennen. Also ~300km kann ich unterschreiben. Man ist ja auf der Reise und nicht auf der Flucht (meistens) ;)

  • Wer vorher noch keine Pässe gefahren ist, sollte keine Touren größer 200 km planen. So easy locker leicht gehen einige Pässe nicht von der Hand. Wenn es gut läuft und man sich wohl fühlt, kann man die Sache immer noch steigern.

    Gruß

    Pieke

    (Ich bin eins mit der Maschine :whistling: , und die Maschine ist mit mir :D )

  • Dann viel Spass in Brig. Wenn n paar Tipps brauchst einfach fragen. PS: Furka von Realp hoch, oder von der Passhöhe runter nach Realp ist einer meiner Lieblingsstrecken. Weil schön eng und schmall mit Ausblick und Abgrund. Empfehlen kann ich noch die Oberaarpanoramastrasse, und die Strasse zur Grande Dixence (Staumauer) so als klitzekleiner Insidertipp. Beides ein Katzensprung von Brig aus. Sind zwar beides Sackgassen aber ist es wert.

  • So, ich nehm mir mal die Zeit und erstmal ein FETTES DANKE in die Runde. Die Tipps haben mir sehr geholfen!
    Das Ziel von Meikel wird angesteuert, Zweitschlüssel noch gesucht und Mario bekommt eine PN.

    Auch danke an den Schweizer ähm Basler :love: . Ich freu mich langsam richtig auf die Tour.

    Tut mir sehr leid, dass ich aktuell so eingespannt bin ... irgendwie wie immer ... aber vielleicht meld ich mir aus dem Urlaub.

    Achja. Ich wollte auf der deutschen Seite vom Bodensee übernachten und dann in einem Rutsch ins Wallis. Abfahrt verschiebt sich evtl. um einen Tag, ich brauch Schlaf. Also alles schön flexibel halten oder wie mein Micha immer sagt, alles ganz entspannt, bloss kein Stress :saint:

  • So, die Dame müsste sicher und gut in Brig angekommen sein. In Gletsch (zwischen Grimsel und Furkapass) haben sich unsere Wege getrennt. Super Wetter war zum fahren heute. Fast schon zu heiss mit 30 Grad :) Nanci, die Videos und Fotos sind unterwegs zu dir.

    Gruss

  • Also kurz, ich bin gut angekommen. Mega Fettes Danke an meinen Guide und an Meikel mit dem Tipp der Unterkunft. Unbezahlbar gut.
    Ich bin hier halt bei meinem Kumpel und Frau und 2 Kindern (4 und 2). Da ist ab morgens ACTION PUR.
    Ich berichte ausführlich vor dem BBQ on bike, dann hab ich einen Tag am PC. Bis dahin, schau ich wie das Wetter morgen wird und der Muskelkater vom Wandern gestern ...
    Am handy tippern ist anstrengend ... ich kann nicht mal smilies auswählen.

  • Nanci,
    ich ziehe meinen Helm vor Dir. Ich finde das sehr gut wie "entspannt" ;) du das durchziehst.
    Chapeau :thumbup:

    Gruß
    Ulrike und Harald

    Ich wünsche allen Politikern die Erkenntnis, dass es fundamentale Gesetze der Physik und Chemie gibt, die sich durch keine Ideologie umgehen lassen (Jean Pütz)

  • Ein Reisebericht … - sehr ausführlich daher sehr lang!

    Vorab ein FETTES Danke an Euch für die Tipps, auch die, welche per PN kamen und für das Beantworten meiner Fragen. Besonderen Dank an Meikel für den Tipp mit der Unterkunft und an Mario, welcher mein Guide in die Schweiz war!

    Anreise Sonntag bis Dienstag

    Tag 1: Über Landstraße (Trip B genullt), Wetter nicht positiv hervorzuheben, Unterkunft auf „Empfehlung von Meikel“ war „Pension Grünhaid“ und die kann man nur sehr positiv empfehlen. Beim lieber Schatz und ein Freund haben mich bis kurz hinter Leipzig begleitet. Da gibt’s mal nen Tipp für Durchfahrende, „Schwarze Tafel“, meine ersten Kurven mit Steigung bzw. Gefälle.

    Tag 2: Wetter perfekt, Landstraßen zum Träumen, zumindest das erste Drittel. Dann kam die Mittagshitze und die Baustellen mit Ampeln und die Schwimmversuche in der Kombi. Das letzte Drittel oder Viertel wurde dann, ebenfalls mit Baustellen, auf der Bahn bis zum Bodensee zurück gelegt. Unterkunft war / ist in jedem Fall zu vermeiden „Bodensee Hotel Lindau“, hatte über hotel.de gebucht, nutze ich viel beruflich. Also das Bett und Zimmer waren sauber, aber es gab kein Fliegengitter an den Fenstern und das Zimmer lag an der Südwestecke des Hauses bei über 30 Grad am Tag. Bei den Spinnen vor den Fenstern, gab es sogar eine Empfehlung (Schild am Fenster), diese geschlossen zu halten. Es gab nichts zu essen in Laufweite und 2 Euro Kurtaxe wollte sie auch noch haben *wunder*. Naja - passiert.

    Tag 3: Früh aufstehen, wie immer also und anschließend mit Mario in Liechtenstein treffen. Hat super geklappt. Eine wunderschöne Strecke, kann ich nur empfehlen, hab mich nur über die Militärübungen auf dem „ersten Stück“ erschrocken, aber dann fahrt ihr direkt durch Weinberge. Dann kam der erste Pass, Rheinpass, ein Insider und für mich auf keiner Karte auffindbarJ, Oberalppass und Furkapass folgten und in „Gletsch“ trennten sich unsere Wege wieder. Wetter einfach nur traumhaft. (aus Sumvitg kam zwischenzeitlich dann bereits eine Ahndung für 3 km/h Überschreitung, 40 CHF / 36,36 €)

    Schweiz: Es folgten 4 Tage Pause, 2 wegen NULLBOCK auf Bock und 2 wegen des Wetters. War viel mit der Familie eines Freundes unterwegs, war in der Autofreien Stadt „Saas-Fee“ und hab einen Schweizer Fahrer getroffen, der mir einen link empfohlen hat. Hat er selbst programmiert, weil ihn das Nachschauen immer genervt hat. Er zeigt euch den „aktuellen Stand der Pässe“, seine „Europaversion“ wäre aber nicht voll erprobt.

    Und dann packte mich der Wanderehrgeiz, so dass ich um einen Tag verlängern musste. Ab Sonntag war wieder gutes Wetter angesagt und ich wollte das „Glishorn“ erklimmen. Meine Gastgeberin fuhr mich bis zur Mattustafel, und da es tatsächlich nicht ungefährlich ist und ich auch allein unterwegs war, habe ich meiner Gastgeberin jede Stunde ein Update gegeben. Hierzu eine „App-Empfehlung“, wenn man denn Wandern möchte und Netz hat.

    Dann Montag die kleine „Pässe Tour“ (240 km), Nufenenpass (2.480 m), Gotthardpass (2.106 m), Wettercheck am Kreisverkehr in Hospental, da hätte ich dann notfalls über den Furkapass direkt zurück gekonnt, aber das Wetter hielt sich - also ging es weiter - über den Sustenpass (2.224 m), Grimselpass (2.169 m) und fertig. War einfach nur GENIAL. Das Wetter hätte schlechter / kälter nicht sein dürfen. Ich lass mal die Bilder für sich sprechen. Google hat mich leider nur den ersten Teil über den alten Gotthardpass geschickt, aber nach einer Kutsche - 4 Gespann - und einem fast versemmelten Anfahren am Berg, den Touris, die anhalten um Fotos zu machen - einfach so auf der Straße (wenigstens haben sie noch nen Blinker gesetzt), war ich darüber auch ein bissl froh.

    Heimfahrt Dienstag und Mittwoch

    Tag 1: Es ging über den Furkapass und Oberalppass wieder zum Bodensee. Aus dieser Richtung macht die Strecke eindeutig weniger Spaß. Joar ich hatte auch Muskelkater vom Wandern, entsprechend rächte sich mein Körper J. Mein Handy und damit Navi hatte in Liechtenstein einen Aussetzer und somit brauchte ich leider länger für die Strecke. Unterkunft kann ich nur empfehlen, „Gästehaus St. Theresia bei Friedrichshafen“ mit Parkplatz, einfachem Frühstück und W-LAN, gebucht über hotel.de (komisch, hier wurde keine extra Kurtaxe verlangt). Man ist zu Fuß wohl innerhalb von 15 min. in Langenargen und kann dort am Wasser Essen. Das war auch mein Ziel, aber da dunkle Wolken drohten, fuhr ich das kleine Stück. Im Ort wurde mir von freundlichen Bewohnern noch ein Lokal empfohlen und der Hinweis, der Herr vom Ordnungsamt kontrolliert hier sehr streng, ich solle das Motorrad lieber da hinten abstellen. Nachdem ich bei meinem letzten Stopp in der Schweiz in Dinie allein 18,50 CHF für einen Teller Spaghetti Bolognese zahlte, die echt lecker war, waren die 18,90 € für einen großen Salat, eine Suppe und ein Getränk sowas von ein Schnäppchen.

    Nur mag mich der Bodensee nicht, kein Foto, da diesmal während meines Essens das Unwetter runter kam. Im Restaurant war auch der Service schwierig, da das Wasser in den Keller gelaufen war, wo sich die Küche befand. Auf meiner Fahrt zurück zur Unterkunft fuhr ich allein an 4 Feuerwehrwagen vorbei.

    Tag 2: Das Wetter war wechselhaft angesagt und auf der Fahrt zur Tanke dann die Entscheidung, ab über die Autobahn. Mal gucken wie weit wir kommen. Ich bin ja nicht so wie unser geschätzter Basler und habe zum Ende immer mehr Pausen benötigt. Zumal ich auch das Wechselspiel - Rein in die Regenkombi - Raus aus der Regenkombi - gebraten, geröstet und frittiert wie eine Banane - spielte. Nach gut 12 h war ich gegen 22 Uhr daheim. Trip B verkündete 2.375,1 km.

    Ende oder so …

    Noch ein paar Anmerkungen für andere Anfänger - wie mich. Ich hätte mir diese Tour niemals zugetraut, wenn ich nicht Pfingsten ein paar Tage am Stück gefahren wäre und somit ein Gefühl gehabt hätte, was mich körperlich erwartet. Mir haben die Fahrsicherheitstrainings unendlich gute Dienste geleistet auf dieser Tour.

    Anfängern aus Flachländern kann ich nur empfehlen, sucht euch ne steile Garagenauffahrt und übt unbedingt das Anfahren am Berg! Die Serpentinen habe ich versucht immer im 2. Gang zu nehmen, da ich hier die Maschine nicht so leicht abwürgen kann und da ich auch hier mal direkt im Anstieg anhalten durfte, sollte man ggf. auch im 2. Gang Anfahren können 8|

    Bei meiner Tagestour habe ich Kleidung von warm bis kalt eingepackt und alles einmal benötigt, auch die Regenjacke wurde fast benötigt. Berge sind auf einer Seite mit super Wetter und auf der anderen, nach dem Tunnel, mit null Sicht und Regen.

    Ich habe keinen Helm mit Sonnenblende, wer darüber nachdenkt, sollte sich einen vor dem Trip holen! Die Tunnel sind teilweise älter und ohne Beleuchtung, was bedeutet, Visier hoch und evtl. Brille schmutzig.

    Unterkunft in Brig - ich habe in 2012 bereits im „Gästehaus St. Ursula“ genächtigt. Kein WLan und kein Parkplatz seinerzeit, einfaches Frühstück.

    Ich bin mit einer „Hecktasche“ unterwegs, welche ein großes / wasserfestes Hauptfach hat. Was mich jedoch bisher nicht gestört hat, war das einpacken. Für eine optimale Verteilung musste ich diese jeden Morgen, mehr oder weniger, komplett neu packen (um kleine Quetschräume voll ausnutzen zu können). Auf einer reinen Punkt zu Punkt Tour, wird das sehr nervig und ich werde mich wohl nach einer anderen Hecktasche umsehen müssen, wo alles immer wieder den gleichen Platz hat. Daher kommt auch keine Rolle in Frage J Ein Problem, was unsere Koffer und Topcasenutzer hier nicht haben. Aber ich mag mich mit Koffern noch nicht auf eine Maschine festlegen.

    Dann hatte ich mir Vanucci „Funktionsbekleidung“ gekauft, um zu schauen, wie reisetauglich es wirklich ist. Also abends waschen, trocknet angeblich super schnell und morgens wieder anziehen. Ich stand morgens da und durfte die Teile föhnen. Für die nächste Tour bedeutet das, 2 Sets dabei haben, damit eins tagsüber im nicht wasserfesten Bereich einer Tasche lufttrocknen kann.

    Zuletzt, … ja es hat ein Ende … man keiner hat dich gezwungen bis hier zu lesen tz … :P
    Autobahnvignette ja oder nein? Also ich hab noch nie so viele Kreisverkehre wie in Chur erlebt und auch so stehen die Schweizer auf Doppelkreisel. Wer zusätzlich längere Strecken zwischen den Pässen anstrebt und die - meiner Meinung nach - Hauptstadt des Kreisels umfahren möchte, sollte sich die Vignette holen.

    Edit 2017: Sorry, dass ich so lange gebraucht habe, es einfach mal hochzuladen ... :whistling:

  • Moin Nanci... ;)

    KLASSE Story... :thumbup:

    Weiterhin VIEL SPASS mit deinem Möpi & den Er-fahr-ungen die du dabei sammelst... :D

    CU...soon... 8)
    Stefan

    Every man has a right to his opinion, but no man has a right to be wrong in his facts :!:
    ...just my 2 cent... ;)

  • Hey Nanci

    du bist für mich definitiv eine Bikerswomen wie es im Buche steht.

    Bleib so, geniesse das Leben und ich freu mich dich wieder zu sehen.

    PS: "Schoggi ist bereit" :thumbup:

    Gruss Oliver

    ich grüsse jeden Motorradfahrer, und wenn er nicht zurück grüsst, hat er halt kein DCT :rolleyes: